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Archive : Gepard

Etosha für Selbstfahrer

10.8. Etosha – Tsumeb

Der nächste Tag startete auch wieder relativ früh – kurz nach Sonnenaufgang, Dusche und Frühstück luden wir die Koffer wieder in den Wagen und machten uns auf zum Etosha-Südtor.  An diesem Tag wollten wir auf eigene Faust durch den Park fahren, gegen spätem Nachmittag im Osten herausfahren und dann gegen Abend in Tsumeb ankommen.

Karte: Google

Die Einfahrt in den Park gestaltete sich einfacher, anscheinend war der Praktikant auf Nachschulung – jedenfalls ging die Kontrolle nun relativ fix vonstatten. Während der jedoch trotzdem vorhandenen Wartezeit kam allerdings einer der Polizeibeamten vorbei. Wo wir denn her kämen, wo wir hin wollten und ob wir denn wüssten, dass unserer vorderer linker Reifen wohl Luft verlieren täte…

Wooooot? (Crazy shit)

Zuerst dachte ich, das sei vielleicht eine gewitzte Abzockmasche. Da der Reifen wirklich etwas weniger Luft als die anderen aufzuweisen schien und er uns nichts verkaufen wollte – vielmehr darauf hinwies, an der nächsten Tankstelle in Okaukuejo (dort muss man sowieso die Parkgebühr bezahlen, wenn man von Süden einfährt) Luft nachzufüllen und auf weiter Strecke bloß nicht die Reifen zu wechseln – wegen der Löwen, die gerne mal nur ein paar Meter weiter im Gras liegen und einem Snack nie abgeneigt sind – sondern lieber Hilfe rufen sollte (Infozettel gäbe es in  Okaukuejo). Nunja. Tanken wollten wir ja dort sowieso.

Fuhren wir also los. Da der Wagen zwei Tage nicht bewegt worden war, konnte der Schaden schon nicht so groß sein, sonst wäre der Reifen ja komplett platt gewesen. Also suchten wir nach der Registrierung/Zahlung der Parkgebühr die Tankstelle. Hier gab es Luft, jedoch kein Diesel. Nicht so toll, denn bis nach Tsumeb würde es wohl nicht mehr reichen und wir hatten ja den Plan, eigentlich nie unter einen halb vollem Tank zu kommen.

Auf nach Halali!

Nächster Halt wäre nun also die Station Halali. Etwa auf halber Strekcke zum Osttor gelegen, wollten wir hier ohnehin einkehren – zur Mittagspause.

Auf dem Weg dorthin fuhren wir zum Teil die Strecke des Vortages ab, nahmen jedoch mehr oder weniger alle Wasserlöcher auf Nebenstraßen mit. So konnten wir einige sehr schöne Bilder gerade von Elefanten und Giraffen schießen. Leider zickte die Kamera mit dem großen Objektiv etwas rum; die Bilder schienen viel zu hell zu sein. Das Problem ließ sich nicht wirklich in den Griff bekommen, trotz Reset der Kamera (manchmal verstellt man ja irgendwo etwas so grundlegend, dass man es nicht mehr findet). Am Ende habe ich dann auf die Schnelle gelernt, „old school“ mit Belichtungszeit zu arbeiten. Wozu hat man denn 64GB Speicherkarten, wenn man sie nicht mit experimentellen Belichtungsreihen vollballern kann!?!!

Bei unserem Stopp in Halali füllten wir erst einmal den Tank und ließen die Luft prüfen. Der Tankwart hier hatte ein Manometer, mit dem er feststellte, dass die drei „guten“ Reifen genau den richtigen Druck hatten und der Reifen vorne links fast ein Bar zu viel !?!.

Wooo… ähm. ja.

Er ließ also etwas Luft ab, das Ergebnis sah im Vergleich zu den anderen Reifen ok aus und er gab uns den Rat, den Reifen tauschen zu lassen. Das würde in jeder Stadt – also auch in Tsumeb – gehen und nur eine halbe Stunde dauern. Blieb uns wohl nichts anderes übrig.

Nach der Mittagspause, die wir mit gekauften Lunchpaketen am Halali-eigenen Wasserloch verbrachten; der Weg dorthin führte über einen sehr übersichtlichen, wenn auch großen Campingplatz. Der Autor des „Zementgartens“ wäre ob des sehr geringen Pflanzenanteils hier in Verzückung geraten…

Weiter gen Osten

Auf der weiteren Fahrt durch den Park stießen wir immer wieder auf Elefanten- und Giraffenherden, die knapp abseits der Straße vorbeizogen; im Vergleich zum Vortag eine Steigerung von mehreren 100%. Von allen Safari-Tagen war dies sicher der ergiebigste.

Vor der Ausfahrt aus dem Park standen noch zwei Punkte auf der Agenda: Die Etosha-Pfanne – hier konnte man an einer Stelle gut einen Kilometer auf einem streng abgesteckten Weg mit dem Wagen direkt hineinfahren. Wenn man bei sengender Hitze (wir hatten Winter – im Sommer möchte ich hier nicht aussteigen müssen; wahrscheinlich ist es wie im Death Valley) dort steht, ist die weite der Fläche wirklich beeindruckend.

Kurz vor Ausfahrt aus dem Park hatten wir noch die Gelegenheit, einige der sehr seltenen Dikdiks zu Gesicht zu bekommen. Dikdiks sind die kleinsten Antilopen; sie werden nur knapp über 30 cm groß.

Der Rest der Fahrt – noch ca. 2 Stunden nach Tsumeb – war ereignislos, jedoch etwas enervierend, weil es inzwischen schon dämmrig bis dunkel geworden war; somit war die Gefahr von Wildunfällen gestiegen.

In der ehemaligen Bergbaustadt erreichten wir nach einiger Sucherei auch das Hotel (an dem wir natürlich schon vorher vorbeigefahren waren), einem ehemaligen Theater/Kino, bei dem die Künstlergarderoben in Gästezimmer umgebaut waren. Wirklich sehr schön gemacht und es hat schon etwas an speziellem Flair, wenn man durch den Zuschauersaal mit den Koffern auf die Bühne steigt, um dann „hinten“ zu seinem Zimmer zu gelangen. Wirklich schön.

Nach einem kurzen Essen in einem der größeren Hotels gingen wir dann auch ins Bett. Am nächsten Tag wollten wir schließlich früh mit der Autovermietung zwecks Reifenservice sprechen.

Keine Geparden in Swakopmund

6.8. Von Solitaire nach Swakopmund

Heute soll es nach Swakopmund gehen. Nach einigen Tagen in der Wüste und dem geplanten Rest der Reise komplett im Binnenland fuhren wir nach Westen – bis an den Atlantik.

Am Vormittag stand noch ein Besuch beim Cheetah Sanctuary auf dem Plan, das direkt um die Ecke lag. Hier wurde gerade ein nicht ganz so kleines Farmland renaturiert, um den ehemals gefangenen Geparden ein neues Zuhause zu geben. Laut Aussage der Führerin lernen in Gefangenschaft geborene und aufgewachsene Geparden nicht, wie sie richtig jagen können (von kleinen Tieren abgesehen), zudem fehlt ihnen die Kenntnis von anderen Jägern, die ihnen gefährlich werden können. Dass der direkte Vergleich Löwe gegen Gepard einen klaren Sieger hat, dürfte auf der Hand liegen…

Direkt überprüft habe ich die Aussagen nicht, jedoch haben wir einige Wochen nach unserer Rückkehr eine Reportage gesehen, in der ein Franzose in Südafrika vorgestellt wurde, der Geparden auswildert; auch hier wurde erwähnt, dass die Tiere in Gefangenschaft geboren wurden – irgendwie passt das nicht.

Da wir rückblickend keine Gelegenheit hatten, Geparden in freier Wildbahn zu sehen, war dies jedoch eine hervorragende Gelegenheit, die Tiere wenigstens außerhalb eines Zoos zu Gesicht zu bekommen.  Und wenn die Aussage stimmt, dass sie nicht ausgewildert werden können, ist das Gebiet – wenn es fertig gestellt ist – sicher eine der besseren Lösungen für einen schönen Lebensabend.

Nach der Rückkehr verweilten wir noch ein paar Stunden am Pool der Solitaire Desert Farm; auch wenn das Wasser zum netten Schwimmen viel zu kalt war (rein-brr-raus), war es definitiv einer der schönstgelegenen Pools, den ich je gesehen habe. Die Landschaft drumherum als auch das nett aufgemachte Hotel war einfach unbeschreiblich. Hier kann man definitiv ein paar Tage bleiben.

Für den Rest des Tages standen ca. 250km Fahrt an – die Hälfte davon auf akzeptablen bis guten (Salz oder Asphalt) Straßen. Dass die erste Hälfte tendenziell schlechter werden würde als die Strecke nach Sossusvlei merkten wir ziemlich schnell. Eine Begebenheit auf der Strecke war wahrscheinlich auch der Grund, warum wir eine knappe Woche später Reifenprobleme bekommen sollten…

Karte: Google

Die Landschaft, die wir durchquerten zu beschreiben würde Wörter wie faszinierend, trostlos, öde und interessant beinhalten. Außer der Schotterpiste war im Wesentlichen kaum etwas zu sehen, dennoch wechselten die Eindrücke von „öde“ sich immer wieder ab. Der einzige spannende Streckenabschnitt war die Kluft oder auch Schlucht, die wir zwischen zwei halbwegs gleich langen Strecken ähnlicher Ödnis durchfuhren. Hier war die Straße kurvig, es ging hinab, um auf der anderen Seite wieder kurvig hinauf zu gehen.

Aufgrund der schweren Straßenverhältnisse – gerade die Strecke direkt nach Solitaire wurde immer schlimmer – war die Fahrt von Anfang an fordernd und anstrengend. Vielleicht lag es auch daran, dass ich zu dem Zeitpunkt noch nicht so mit dem Fahrzeug und dem Thema Schotterpiste vertraut war und spätere Tagestouren trotz höherem Anspruch einfacher erschienen: Ich war über jede Pause froh; vor allem, wenn der Rundgang ums Auto keine Schäden zu Tage förderte.

Apropos Schaden: An einer Stelle überholte uns ein weißer Geländewagen so dicht, dass ich etwas nach links an den Rand auswich, um weniger im Bereich seiner aufgewirbelten Steine zu sein. Prompt fuhr ich über einen kinderkopfgroßen Stein, der ordentlich an der Fahrzeugunterseite entlang geschleudert wurde.  Die sofortige Überprüfung ergab nichts, jedoch bin ich der Meinung, dass der Reifen an der Stelle einen Schaden mitbekommen hatte – genau dieser vordere linke Reifen war es, der später permanent wenig, aber dennoch merklich Luft verlor…

Swakopmund

Für einen Besuch in Walvis Bay hatten wir keine Zeit, da wir uns Swakopmund ansehen wollten und dazu am nächsten Tag aufgrund der langen Fahrtstrecke keine Zeit haben würden. Immerhin wollten wir vor der Fahrt bis zum Brandberg/Uis noch nach Cape Cross, die Robben ansehen.

Je näher wir von unserem letzten Stopp beim „Namibischen Uluru“ an die Küste kamen, desto kühler wurde es. Lustige Anekdote: Man darf nur mit Permit zum Steinmonolithen fahren, aber anscheinend kann man den vor Ort nicht kaufen – ob das in Solitaire (also ca. 200 km südlich) gegangen wäre ist zu bezweifeln. Der nächste Stopp, wo es vielleicht gegangen wäre war dann wohl Walvis Bay oder Swakopmund – weitere 50km nördlich.  Das holt man doch direkt nach, bei den Straßenverhältnissen…

Kurz vor Swakopmund bekamen wir auch noch Nebel, der sich erst kurz nach unserer Ankunft lichtete. Die Temperaturen waren sehr frisch, so dass wir uns als allererstes lange Klamotten und Jacken anzogen. Das Hotel „a la Mer“ wird entgegen des Namens von einer deutschen Familie geführt. Von ihnen bekamen wir auch einige wertvolle Tipps für die Erkundung des Ortes und auch für das Abendessen.

Die Stadt ist im Stile eines deutschen Seebades angelegt – breite Straßen, saubere Streinhäuser und insgesamt ein Feeling, wie man es in Deutschland auch haben kann. Fast war ich geneigt nach der zu zahlenden Kurtaxe zu fragen. Eine Seebrücke nebst darauf befindlichen Restaurant durfte natürlich nicht fehlen.  Die Wanderung durch den Ort war sehr ruhig; auf den Straßen war so gut wie nichts los und auch sonst wirkte es eher wie eine Geisterstadt. Am nächsten Tag sahen wir jedoch viel mehr Menschen. Vielleicht geht man in Swakopmund auch nur früh nach Hause.

Nach dem Essen im Hotel Europa Hof – hier wird man sogar auf Deutsch begrüßt, was ich sehr befremdlich fand, auch wenn wir vorher schon deutschsprechende Namibianer aller Hautfarben getroffen hatten – gingen wir auch schnell ins Bett; draußen hatte sich wieder „dicke Suppe“ gebildet, im Zimmer war es relativ unangenehm kühl…